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Zwillingen wird eine besondere Verbindung nachgesagt. Ferhan und Ferzan Önder tragen diese auf das Konzertpodium – sie sind zwei eigenständige künstlerische Persönlichkeiten, die gemeinsam eine neue musikalische Identität erschaffen. Nach einem Leben auf der Bühne, in dessen Verlauf sie kaum einen Tag ohne die andere verbracht haben, können sie auf eine starke Vertrauensbasis bauen, wenn sie zusammen die Bühne betreten. Was auf den ersten Blick wie ein Klischee erscheint, wird bei den Schwestern zum sinngebenden Moment ihrer künstlerischen Tätigkeit und Charakteristikum ihrer musikalischen Ausdruckskraft, die in der gegenseitigen Ergänzung vollends erfahrbar wird.
Ferhan und Ferzan Önder wurden im mittelanatolischen Tokat geboren. Im Alter von sieben Jahren zogen sie mit ihren Eltern nach Ankara, wo der jüngere Bruder bereits am Konservatorium studierte. Sie begannen erst im Alter von zehn Jahren mit dem Klavierspiel, doch bereits vier Jahre später erhielten sie den Jury Special Award beim Alessandro Casagrande-Wettbewerb im italienischen Terni. Zahlreiche weitere Preise folgten.
Ihre Eltern – beide Pharmazeuten – spielten die entscheidende Rolle bei der Berufswahl der Schwestern: mit ihrer großen Begeisterung für klassische Musik weckten sie in ihren Kindern die Neugier und den Willen, ihr Leben dieser Kunstrichtung zu widmen, die in der damaligen Türkei weniger etabliert war als im westlichen Europa.
Ihre große Begabung, gepaart mit einem hohen Maß an Disziplin und Förderung durch das familiäre Umfeld trugen bald Früchte und führten zu einem weiteren wichtigen Schritt: im Anschluss an einen Auftritt Ferhan Önders in Wien, den sie als 1. Preis bei einem Wettbewerb in Istanbul gewonnen hatte, beschlossen die Schwestern 1985, nach Österreich überzusiedeln. An der Wiener Universität für Musik wurden sie Schülerinnen von Noel Flores und Paul Badura-Skora. Kurz vor Ende des Studiums kam ein intensiver Kontakt zu Alfons Kontarsky hinzu, der als Freund und Mentor bis zu seinem Tode wichtig blieb.
Ihre türkischen Wurzeln bezeichnen beide als maßgeblich für ihr rhythmisch außerordentlich pointiertes Spiel: so sind ihnen die unregelmäßigen Rhythmen der traditionellen Musik, die auch ihr Vater pflegte, von klein auf vertraut. Dass sie hingegen die Tradition türkischer Klavier-Duos fortsetzen, nennen sie einen Zufall. Zu den Pianisten, die sie prägten, zählen sie neben Vladimir Horowitz, Grigori Sokolov, Glenn Gould und Friedrich Gulda auch die französischen Schwestern Katia und Marielle Labèque.
Ferhan und Ferzan Önder gastierten bei international renommierten Orchestern wie der Staatskapelle Dresden, dem Mozarteum Orchester Salzburg und den Stuttgarter Philharmonikern und arbeiteten mit namhaften Dirigenten wie John Axelrod, Hans Graf, Howard Griffiths, Max Pommer, Hubert Soudant, Stefan Vladar und Hugh Wolff zusammen. Zusätzlich zu ausgedehnten Tourneen durch Europa, die USA, Lateinamerika und Fernost konzertierten sie bei Festivals wie dem Rheingau Musik Festival, Salzburger Festspielen, Beethovenfest Bonn u.a.
Nach mehreren Aufnahmen bei kleineren Labels feierte das Duo 2001 ihren Durchbruch mit der bei EMI erschienenen CD „Vivaldi Reflections“. Es folgte „1001 Nacht“ mit Bearbeitungen von Rimski-Korsakov, Borodin, Balakirev und Mozart. 2011 veröffentlichte die Sony einen beim Schleswig Holstein entstandenen Mitschnitt von Carl Orffs Carmina Burana in einer Fassung für Chor, Solisten, Schlagzeug und zwei Klaviere.
Ferhan und Ferzan Önder leben mit ihren Familien in Wien. Seit 2003 sind die Schwestern Unicef-Botschafterinnen und engagieren sich für Kinderprojekte.